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Charlotte Masons Gedanken über den Geographieunterricht

(NMG, Räume, Zeiten, Gesellschaften)

 

Heimat

«Heimat haben, heisst verwachsen sein mit einem geographischen, geschichtlichen Raum, mit Menschen, die einem am Herzen liegen. Wer sich "unbehaust" fühlt, läuft Gefahr, seelisch entwurzelt zu werden. Das geistig Verwurzelt sein stärkt zudem den Sinn für Verantwortlichkeit.»

(Zitat aus einem alten schweizerischen Lehrplan)

 

Erste Geographie-«Lektionen»

«…In erster Linie bekommt das jüngere Kind seine Grundkenntnisse der Geographie auf gleiche Weise wie es seine ersten Kenntnisse der Naturwissenschaft bekommt, in jenen langen Stunden im Freien, deren Bedeutung wir bereits gesehen haben. Ein Tümpel, der durch einen einfachen Bach im Feld gespeist wird, wird dem Kind die Natur eines Sees erklären, wird das Kind in seiner Vorstellung zu den schönen Seen der Alpen führen, zu Livingstones grossem afrikanischen See, in dem er sich freute, seine Kinder wie Entenküken paddeln zu sehen, „seine eigenen Kinder paddelnd in seinem eigenen See“. Auf diese Weise wird es viel angenehmes Geplauder über Orte geben, „anschauliche Geographie“, bis das Kind die Namen und die Beschaffenheit der grossen Flüsse und Berge, Wüsten und Ebenen, die Städte und Länder kennt. Gleichzeitig bekommt es seine ersten Vorstellungen von einer Landkarte durch eine grobe Skizze, ein paar Striche und Punkte, die es mit Bleistift und Papier oder besser noch mit einem Stock in den Sand oder Kies zeichnet. „Diese krumme Linie ist der Rhein, aber die Flösse, die Insel mit dem Mäuseturm, die Nonneninsel und den Rest musst du dir vorstellen. Hier sind die Hügel mit ihren Burgruinen, mal auf dieser, mal auf jener Seite. Dieser Punkt ist Köln“ usw. Vor allem sollen diese Gespräche alle heimischen Landschaften und Interessen abdecken, mit denen Sie vertraut sind, so dass das Kind nach und nach, wenn es auf die Karte des Heimatlandes schaut, eine Menge vertrauter Namen findet, die in ihm Erinnerungen an Landschaften wecken, Orte, an denen „Mutter gewesen ist“, die bewaldeten, blumenreichen Inseln der Themse, die sanften Hügel von Sussex mit weichem Rasenteppich und nickenden Glockenblumen, auf denen man herrlich rennen und sich wälzen kann, die Moore von York oder Devon mit Heidelbeeren und Heidekraut. Zusätzlich sollte man dem Kind immer eine grobe Skizze der Route geben, die man auf einer Reise genommen hat…»

(Home Education, übersetzt durch Fachstelle für Charlotte Mason)


Ausgehend von seinem Wohngebiet entdeckt das Kind also zunehmend grössere geo-graphische Räume. Es lernt seine Ortsgemeinde, Bezirke, Kantone, das eigene Land, seinen Kontinent und die anderen Länder und Kontinente der Welt kennen. Seine Kenntnisse erweitern sich von der Situationsskizze der heimatlichen Landschaft bis zur Weltkarte. Auf Landkarten werden Grenzen, Orte, Berge und Flüsse geortet, diese auf einer Blindkarte eingezeichnet, geographische Begriffe wie Himmelsrichtungen, Längen- und Breitengrade, Kartenmassstab etc. eingeführt und Geschichten von früheren und heutigen Bewohnern in den jeweiligen Lebensräumen und ihre Lebensweise kennengelernt.  


Im Folgenden ein Beispiel wie obiges Konzept praktisch umgesetzt werden kann:

 

Vertiefungsarbeit eines älteren Schülers und seines geographischen Wohnraums

von Tabita Krallmann, Juli 2025, 5.Klasse, Kanton Aargau, Schweiz

Bezug zum LP21: NMG 8, TTG1-3

 

Um die Landschaften des eigenen Kantons besser zu verstehen, haben wir ein Relief aus Ton gestaltet.  Denn wo liegen den eigentlich der Tafeljura, der Falten-/Kettenjura, die Moränen und die Hügelzüge des Mittelandes. Und weshalb heisst der Aargau Wasserkanton? All diese Fragen wurden mittels diesem einfachen Relief beantwortet, erfahrbar gemacht und verinnerlicht.

  • Wir starteten mit einer Landkarte und versuchten die Konturen des Aargaus auf einen Karton zu übertragen. Dieser diente uns anschliessend als Vorlage.

  • Nun wurde Ton verarbeitet, geschmeidig geknetet und auf ca. 2.3cm Dicke ausgerollt. Die Vorlage wurde auf den Ton gelegt und die Form des Kartons auf den Ton übertragen, um die Umrisse des Kantons zu erhalten.

  • Jetzt erfolgte die Gestaltung des Reliefs. Zuerst wurde der Kantonsgrenze entlang eine Vertiefung eingearbeitet, um die Konturen besser zu erkennen. Anhand einer Aargauer Karte wurden die Flüsse und die Seen eingezeichnet. Danach folgten die Hügelzüge und Täler. Diese wurden mit Ton geformt und ins Relief eingefügt. Natürlich durften auch die Wappen nicht fehlen.

  • Tipp: Damit der Ton während der Bearbeitung nicht austrocknete, wurde er zwischenzeitlich mit einem feuchten Küchentuch zugedeckt.

  • Als das Relief fertig bearbeitet war, mussten wir es trocknen lassen, bevor es durch die Farbe Lebendigkeit gewinnen durfte. Es wurde mit Pinsel und Acrylfarbe gearbeitet und sorgfältig die feinen Flüsse durch die Landschaft gemalt.

  • Das fertiggestellte Relief:


Beim Betrachten des fertiggestellten Reliefs meinte der Schüler nachdenklich: «Nun weiss ich, warum der Aargau der Wasserkanton genannt wird.» Auch der Begriff «Wasserschloss» erhielt eine neue Bedeutung; der Durchbruch der Aare Richtung Norden durch den Kettenjura, wurde sichtbar und ertastbar. Wie in einem Trichter versammeln sich Aare, Rhein, Reuss an der Limmat. Das Aaretal ist das Kerngebiet des Kantons Aargau in der Schweiz.

 


 

Weitere Tipps für erfahrbare Geographie und Geschichte im Kanton Aargau:


Freiämter Weg: Geographie/Geschichte/Kultur und Natur

 

Auch die Geschichte des Sonderbundes gehört zum Aargau. Hier ein Spazierweg mit Infos, Tafeln und Audioguide.

 

Geschichte der Schlösser:

 

Kulturweg Aabach: Zeigt an Infotafeln die Geschichte der Industrialisierung entlang des Aabaches vom Hallwilersee bis Lenzburg.  Die Audioaufnahmen sind noch in Bearbeitung.

 

Geographie und Naturkunde im Jurapark:

 

 
 
 

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Theres Leistner

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