Der englische Schriftsteller Charles Dickens gehört zu den grössten Autoren der Weltliteratur.
Eine Geschichte aus zwei Städten
gelesen in der deutschen Übersetzung von Julius Seybt, Reclam, Leipzig, 1860 (vergriffen)
Nach „Oliver Twist“ ist dieses Buch das bekannteste Werk von Charles Dickens im deutschsprachigen Raum. Der Roman erzählt die Geschichte einer französischen, bürgerlich-adeligen Familie und ihrem Umfeld vor und während der Wirren der französischen Revolution. Die Hauptpersonen bewegen sich zwischen London und Paris. Einige Kapitel spielen auf Wegen und Straßen zwischen diesen Städten. Wechselnde gesellschaftliche und soziale Umstände verquicken sich aufs engste mit den persönlichen Lebenswegen. Vor allem Nebenfiguren sind oft überspitzt, ja karikierend dargestellt und trotz der ernsten Thematik kann man häufig über Dickens Humor schmunzeln. Ironisch werden da Blender entlarvt, wie z.B. ein selbstgefälliger englischer Rechtsanwalt, dem es nicht um Wahrheit, sondern um Karriere und Bequemlichkeit zu tun ist und der deshalb sich und andere völlig falsch einschätzt. Dagegen entwickelt sich der wahre und gute Charakter der männlichen Hauptperson erst nach und nach.
Die französischen Adeligen werden überwiegend als grausam und gewissenlos geschildert. Sowohl die Leiden der ausgebeuteten Bevölkerung, als auch die Zukunft ihres Landes lassen sie gleichgültig und sie opfern sie aus Gier und Prunksucht.
Die Revolution, der Sturm auf das Gefängnis Bastille in Paris, wo unzählige Gefangene des Ancient Regime, auch der Vater der Romanheldin, unschuldig schmachteten, wird so verständlich, ja erscheint zwangsläufig.
Die grausamen Taten der Revolutionäre werden drastisch als Folgen von Verzweiflung, Rachsucht und entfesselter Anarchie beschrieben. Wieder werden nun Unschuldige, nur unter anderem Vorzeichen, denunziert und ermordet.
Dazu im Gegensatz malt Dickens das Bild eines Mannes, der aus Liebe zu einer Frau und aus Hoffnung auf den gerechten und liebenden Gott, aus Zynismus und persönlicher Verantwortungslosigkeit heraustritt und sogar bereit wird, sein eigenes Leben zu opfern.
Alles ist spannend geschrieben, in der von mir gelesenen Übersetzung in dichterischer, vielfältiger und schöner, Sprache ausgedrückt. Der Roman gibt Anstöße, unsere eigenen, anscheinend ganz anderen Zeiten, Umstände und Wertvorstellungen zu überdenken.
Deshalb schließe ich mit einem Zitat Dickens aus den ersten Zeilen des Romans über das Jahr 1775 und somit auch bereits 60 Jahre später:
„…kurz, die Zeit war insofern der gegenwärtigen gleich, als einige ihrer lärmendsten Kenner behaupten, es könnte im Guten oder Bösen nur in Superlativen von ihr gesprochen werden.“
P.S. Ich empfehle, die Ausgabe von Insel Verlag GmbH oder im Antiquariat ZVAB die Übersetzung von Julius Seybt, Reclam, zu suchen. Die Übersetzung von Carl Kolb ist meiner Meinung nach nicht zu empfehlen.
Rezension von Katrin Bohnacker
1966 in eine „lesesüchtige“ Bauernfamilie in Schwaben geboren Ausbildung zur Töpferin im Südschwarzwald und Studium der Freien Kunst in Hessen. Verheiratet, 2 Kinder. Seit 2007 Leben und Arbeiten als Keramikerin und Kursleiterin in Dresden, u.a. mit Kindern.
Auch zur eigenen Freude immer auf der Suche nach neuen (alten) "lebendigen Büchern"
(Charlotte Mason) für Kinder und Erwachsene.
Seit der Bekanntschaft mit Charlotte Masons Pädagogik, angestossen durch Theres Leistners Buch- Übersetzung "Um der Kinder willen", auf klarerer Suche nach lebendigen Büchern.
Weitere Bücher von Charles Dickens:
Oliver Twist
Der Roman „Oliver Twist“ gehört zu den Klassikern, der u.a. auch in Kinderbuchform erhältlich ist und unzählige Male verfilmt wurde. Charles Dickens wurde durch seine Recherchen in den Arbeitshäusern und den Slums zu diesem Werk inspiriert.
Die bekannte Geschichte des Waisenjungen Oliver Twist spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Roman, der die ungerechte Behandlung der Armen und Weisen mit ihren Erfahrungen mit Behörden und den grossen Schwierigkeiten in der damaligen Gesellschaft vor Augen führt, geht unter die Haut. Charles Dickens nimmt die Leser mit in das Leben des kleinen Jungen und ermöglicht den Aufbau einer Beziehung zu diesem Jungen, dessen Geschichte einem nicht so schnell wieder loslässt.
Nicht weniger lesenswert sind ebenfalls untenstehende Bücher, auch diese wurden verfilmt:
Eine Weihnachtsgeschichte
David Copperfield
Grosse Erwartungen
Nicholas Nickleby
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